Isst du schon oder bewertest du noch - Fordere deine Essenpolizei heraus!
Neigst du dazu deine Lebensmittel in gute und böse zu unterteilen? Bewertest du Speisen, bevor du sie zu dir nimmst? Dieses Verhalten wird durch viele verschiedene Diätregeln hervorgerufen. Dein Ziel sollte es nicht sein, Lebensmittel gänzlich zu vermeiden, sondern deine Essenpolizei herauszufordern und alles zu essen, was du gerne magst!
Stopp deine innere „Essenspolizei“
Kennst du Gedanken, die dich loben, wenn du nur 1000 kcal zu dir nimmst oder dich ermahnen, wenn du ein Stück Schokolade ist? Schokolade wird als „böse“ bewertet und darf nur in kleinen Mengen oder mit hohem Kakaoanteil gegessen werden. Viele verschiedene Diäten haben in unseren Köpfen gewisse Regeln hinterlassen. Häufig ist, dass wichtigste, dass Regeln beachtet werden müssen und die eignen Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt werden. Doch genau diese Gedanken hindern dich daran intuitiv zu essen, du musst sie also loswerden!
Der Konsum von Pommes oder einem Eisbecher rufen bei dir Schuldgefühle hervor, obwohl es dir eigentlich gut schmeckt? Es ist nicht entscheidend wie viel du davon gegessen hast, bereits ein kleiner Bissen löst ein schlechtes Gewissen aus. Dies führt meist zu sehr unkontrolliertem Überessen– so nach dem Motto „jetzt ists ah schau Wurscht“.
Lebensmittel werden grundsätzlich in gut und schlecht unterteilt, dabei steht der Genuss nicht mehr im Vordergrund, sondern lediglich der Gedanke an das „schlanke Idealgewicht“. Essen ist also nicht einfach eine normale, positive Erfahrung, es gibt immer Hintergedanken. Der Weg zum intuitiven Essen ist nicht ganz einfach, weil genau diese Gedanken immer dagegen lenken werden. Außerdem macht es dir die Gesellschaft auch besonders schwierig. Einige Gedanken zum Essen werden als Tatsachen gesehen und nicht hinterfragt:
· Süßigkeiten soll man vermeiden
· das letzte Essen gibt’s vor 18 Uhr
· Fett ist grundsätzlich böse
· Spazieren gehen ist nicht ausreichend
· Frühstück bringt mich dazu, den ganzen Tag mehr zu essen
· …
Kommt dir etwas davon bekannt vor? Spricht auch deine innere Essenspolizei so mit der? Diese Gedanken sind oft so tief verankert, dass dich sogar Beweise oder Gespräche mit Ernährungsexperten zweifeln lassen. Leider werden dadurch viele Entscheidungen im Unterbewusstsein verändert und dies wirkt sich negativ auf unser Essverhalten aus. Es ist trotzdem wichtig daran zu arbeiten um Essen wieder als positives Gefühl zu erleben. Auf dem Weg zum intuitiven Essverhalten werden dich einige deiner inneren Stimmen beeinflussen. Lerne sie zu hören und damit umzugehen bzw. sie gegebenenfalls zu ignorieren und mit positiven Gedanken zu ersetzen.
Essenspolizei
Immer wieder gibt es neue Diäten, Zeitungsartikel oder auch Gespräche mit Freunden, die uns an unserem Verhalten zweifeln lassen. Dass eigene Essverhalten wird in Frage gestellt. Die Essenspolizei bringt dich dazu Regeln zu beachten, die du dir selbst auferlegst und als besonders wichtig ansiehst:
· Kohlenhydrate muss ich vermeiden
· das Abendessen muss ich auslassen, weil ich heute keinen Sport gemacht habe
· die gegessene Portion war zu groß
Nährwertinformant
Der Nährwertinformant kommt zu Wort, wenn es an der Zeit ist, die Diäten hinter dir zu lassen. Du hast dir fest vorgenommen mit dem Essen Frieden zu schließen. Sei dabei aber vorsichtig, die Essenpolizei wartet immer auf ihren Einsatz und ist stets für Ratschläge bereit. In dieser Phase beschäftigst du dich viel mit der Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln, du achtest also nur auf deine Gesundheit. Aber sei vorsichtig, auch dann kann zu viel sein, wenn du beginnst, jedes Gramm Fett möglichst einzusparen oder keinen Zucker mehr zu essen. Dies kann dich wieder zurück in eine Diät schicken. Zwanghaft gesund zu essen, ist bestimmt nicht der richtige Weg.
Achte darauf, dass du Lebensmittel, die du gerne isst, unbedingt in deinen Speiseplan einfließen lässt. Es sollte immer der Genuss bei der Wahl des Lebensmittels im Vordergrund stehen und nicht nur die Nährstoffzusammensetzung. Gesundheit und Zufriedenheit gehören in diesem Fall zusammen.
Diät-Rebell
Der Diät-Rebell löst negative Gedanken in deinem Kopf aus und bringt dich dazu gegen deine aktuelle Diät zu rebellieren. Du kannst es kaum erwarten bis der Mann außer Haus ist oder die Kinder schlafen, damit du endlich essen kannst, was du willst? Dies ist ein sehr offensichtliches Zeichen, dass du dich in deinem Essverhalten zu sehr zügelst. Es ist wichtig diese Gedanken offen anzusprechen und vor allem Familienangehörige und Freunde darauf aufmerksam zu machen, dass du selbst entscheidest, was und wie viel du isst. Lass dir keine zweite Portion aufdrängen, sondern sag, dass du satt bist und nichts mehr möchtest. Außerdem solltest du sie darauf hinweisen, dass Kommentare über deinen Köper unangebracht sind, es ist deine Sache. Wichtig ist, dass du dich auf dich konzentrierst und deine Körpersignale wie Hunger und Sättigung spürst und akzeptierst.
Essen-Anthropologe
Es gibt auch einen neutralen Beobachter in dir, welcher darauf achtet, ob du hungrig bist, was und wie viel du gegessen hast, ohne dies zu beurteilen. Daraus ergeben sich folgende Feststellungen:
· ich habe nicht gefrühstückt und jetzt Heißhunger
· ich habe 10 Kekse gegessen
· seit dem Dessert nach dem Abendessen, fühle ich mich schuldig
Dies ist besonders wichtig, weil nicht jede Mahlzeit bewertet werden soll, sondern vor allem Tatsachen dich weiterbringen. Du kannst den Rückschluss ziehen, dass du besser frühstücken solltest, um Heißhunger zu vermeiden. Führe ein Tagebuch, was du gegessen hast und wie du dich dabei gefühlt hast, dadurch kannst du zu interessanten Erkenntnissen kommen. Es ist außerdem interessant, ob deine Gefühle beeinflussen, was und wie viel du isst. Das Tagebuch soll kein Hilfsmittel für die Essenspolizei sein, sondern ein Werkzeug für dich, um zu einem gesunden intuitivem Essverhalten zu finden.
Ernährer
Positive Gedanken werden gesammelt und du ermutigst dich, dass es so in Ordnung ist, wie du bist. Du lernst deine eigenen Vorgehensweisen zu reflektieren:
· Kekse essen ist ganz normal
· Warum habe ich heute so viel gegessen? Gibt es einen Auslöser?
· Mein Umgang mit Essen wird immer besser
Es ist wichtig zu lernen, dass du nicht nur zu deinem Umfeld freundlich sein sollst, sondern vor allem zu dir selbst. Achte auf deinen Körper und seine Signale.
Intuitives Essen
Diese Stimme war tief in unserem inneren immer vorhanden, aber sie wurde meist gekonnt unterdrückt. Wenn du diese Stimme wieder gefunden hast, ist es an der Zeit die anderen negativen Stimmen verschwinden zu lassen. Dabei entstehen wichtige Gedanken:
· mein Magen grummelt, ich habe Hunger und sollte etwas essen
· Worauf habe ich heute Lust?
· Es fühlt sich gut an, dass ich die Diätmentalität hinter mir gelassen habe
Du kannst nun erkennen, ob du hungrig oder satt bist. Dein Körper ist dir wichtig und essen ist für dich ein positives Gefühl. Du reflektierst außerdem während dem Essen dein Sättigungsgefühl und überisst dich nicht. Falls du Lust hast, gönnst du dir auch noch etwas Süßes als Nachspeise, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Genuss steht nun endlich im Vordergrund!
Falls du dich in einem dieser Stimmen wiederfindest, kannst du nun vielleicht zuordnen, wo du dich gerade befindest auf dem Weg zum intuitiven Essverhalten. Möglicherweise bist du kurz davor, weil du Diäten ohnehin schon misstraust. Es kann aber auch sein, dass du noch mit deiner inneren Essenspolizei kämpfst. Egal wo du gerade bist, es ist wichtig mit deinem Körper und deinem Essverhalten Frieden zu schließen. Essen ist für uns lebensnotwendig und sollte auf jeden Fall ein positives Gefühl sein. Verwerfe deine Neujahrsvorsätze, falls sie sich auf das Gewicht konzentrieren und nimm dir vor, besser auf dich zu achten. Suche dir jemanden, der dich auf deinem Weg begleitet, gemeinsam ist es immer einfacher. Du kannst dir natürlich auch professionelle Hilfe suchen, da bist du bei mir oder einer anderen Diaetologin bzw. einem Diaetologen sehr gut aufgehoben. Starte jetzt sofort damit, deine Essenspolizei zu bekämpfen und ein gesundes, intuitives Essverhalten zu entwickeln!
Weitere spannende Beträge zum Thema findest du hier: Daniela Mulle — Diätologin & Ernährungswissenschafterin
Quelle: Resch, E. & Tribole, E. (2013). Intuitiv Abnehmen (7. Auflage, Deutsche Erstausgabe, S.134-167). Wilhelm Goldmann Verlag, München.